Tages-News vom 15.9.2025 | Englisch als alternative Amtssprache – Chance oder Untergang des Abendlandes?
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) startet Debatte über Englisch als Amtssprache
Wahnsinn oder Methode: Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) schlägt just vor, Englisch als Amtssprache einzuführen. Gut, dass sich das mal einer traut, auch wenn die Diskussion darüber die Gemüter für längere Zeit erhitzen dürfte.
Man stelle sich das mal vor: Die benötigten, ausländischen Fachkräfte könnten bei allen Behörden Anträge in Englisch stellen. Was in vielen Unternehmen geht, könnte ja auch auf Ämtern passieren. Zumal KI-gestützte Kommunikation die Barrieren in Schriftform ohnehin einreißen kann.
Man könnte dann sogar fremdsprachliche Verwaltungsexperten, Ingenieure und alle möglichen Spezialisten in Ämtern anlernen, die druckreife deutsche Bescheide erlassen. Denn der Fachkräftemangel macht ja auch nicht vor dem öffentlichen Sektor halt. Dem Tempo des demografischen Wandels kann man so schnell gar nicht entgegendigitalisieren!
Halten wir uns folgende 5 Vorteile vor Augen:
Standortvorteil für Fachkräfte
Internationale Talente (z. B. IT-Spezialisten, Pflegekräfte, Ingenieure) können Behördengänge ohne Sprachbarriere erledigen. Das macht Deutschland attraktiver im globalen Wettbewerb um Arbeitskräfte.Effizienz bei Zuwanderung und Integration
Viele Prozesse (Visum, Aufenthaltstitel, Anerkennung von Abschlüssen) würden schneller laufen, weil Kommunikation reibungsloser funktioniert, solange Deutschkenntnisse noch nicht ausreichen.Image und Modernität
Deutschland zeigt Weltoffenheit, Digitalisierung und Anpassungsfähigkeit. Das stärkt auch die Wahrnehmung in internationalen Rankings (z. B. „Ease of Doing Business“).Entlastung von Unternehmen
Arbeitgeber müssten ihre internationalen Fachkräfte weniger begleiten und übersetzen. Das spart Kosten und Zeit, besonders in KMU, die keine eigenen Relocation-Abteilungen haben.Vorbild internationaler Metropolen
Länder und Städte wie Singapur, Dubai, oder die nordischen Staaten zeigen, dass Zweisprachigkeit die Verwaltung flexibler macht und keine Gefahr für die nationale Sprache bedeutet.
Es gibt aber auch Nachteile, die hier nicht verschwiegen werden sollen:
Kosten und Bürokratieaufwand
Übersetzungen, zweisprachige Formulare, IT-Systeme, Personalfortbildungen – die Umstellung wäre extrem teuer und organisatorisch komplex.Gefahr der Spaltung
Wenn sich Teile der Bevölkerung dauerhaft auf Englisch einrichten, könnte die Integration ins deutsche Sprach- und Kulturleben erschwert werden.Rechtsunsicherheit
Doppelsprachige Gesetze und Bescheide bergen Interpretationsspielraum. Was gilt, wenn die englische und deutsche Version abweichen? Juristische Klarheit wäre gefährdet.Ungleichbehandlung gegenüber anderen Migrantensprachen
Warum Englisch und nicht Türkisch, Arabisch, Russisch oder Polnisch, die in Deutschland von Millionen gesprochen werden? Das könnte als ungerecht empfunden werden.Gefährdung der deutschen Sprache im Amtskontext
Der Status des Deutschen als einzig verbindliche Amtssprache (§ 23 VwVfG) würde relativiert. Langfristig könnte das Prestige der deutschen Sprache sinken.
Wenn Sie das abwägen müssten, liebe Leser: Wie würden Sie entscheiden? Schreiben Sie mir: consulting@anders-relocation.de
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